Der weiße Blick – Expressionismus und Kolonialismus

Filmvorführung und Gespräch mit Regisseur Wilfried Hauke und MARKK-Direktorin Barbara Plankensteiner. Moderation: Christoph Bungartz, NDR Kultur.

© Max Pechstein Urheberrechtsgemeinschaft

Wie spiegelt sich der Kolonialismus in der Kunst? Mit welchen Erwartungen, Vorurteilen und persönlichen Erfahrungen gestalteten deutsche Künstler ihr Bild von der Südsee?

Die Dokumentation „Der Weiße Blick“ (NDR/arte) von Wilfried Hauke erzählt die Geschichte des deutschen Expressionismus erstmals im Kontext von kolonialer Ausbeutung und rassistischer Menschenkunde. Als die Maler Emil Nolde und Max Pechstein um 1910 zum damaligen Deutsch-Neuguinea und zu den Palau-Inseln reisten, war ihr „Südsee-Paradies“ bereits durch die europäischen Kolonialherren zerstört. Ernst-Ludwig Kirchner blieb zu Hause, baute sich im Atelier die Südseeexotik als Ambiente nach. Alle drei wollten die Malerei in Deutschland revolutionieren und sich dazu an der Ursprünglichkeit der indigenen Kunst schulen. Nolde und Pechstein blendeten vor Ort den Untergang der fremden Welt aus. Sie malten in der Südsee so, wie sie es in ihren Köpfen als „weißen Blick“ von daheim mitgebracht hatten und eigneten sich die künstlerischen Formensprache der Indigenen wie „Raubgut“ an.

Ihre Südsee-Sehnsucht hatten Nolde, Kirchner und Pechstein durch Besuche in den Völkerkundlichen Museen in Berlin und Dresden genährt, wo sie ersten Kontakt mit der Kunst fremder Kulturen hatten. Und natürlich war ihnen der Franzose Paul Gauguin ein Vorbild darin, wie mit Bildern über das vermeintlich „Wilde“ und „Primitive“ Erfolg auf dem Kunstmarkt zu erzielen war. Der Film zeigt viele Fotos von Südseereisen und Expeditionen – auch aus dem Archiv des MARKK.

 

Zum Foto:

Max Pechstein inszenierte sich 1920 in seinem Atelier mit Holzskulpturen aus dem außereuropäischen Raum (Herkunft unbekannt). Schon als Student war Pechstein von einem bemalten Deckenbalken – dem Palau-Balken – eines Männerhauses aus der damaligen deutschen Kolonie der Palau-Inseln (Ozeanien) fasziniert, die er im Dresdner Museum gesehen hatte. Im Sommer 1914 reiste er gemeinsam mit seiner Frau zu der deutschen Kolonie Palau, die damals etwa 500 Einwohner zählte, in der Absicht ganz dorthin auszuwandern. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges beendete bereits im Herbst 1914 seine Pläne dort anzusiedeln. Zurück kehrte er mit „Bildern aus dem Südsee-Paradies“, die seinen Ruhm begründeten aber heute im Kontext der Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte eingeordnet und bewertet werden müssen.

In Kooperation mit NDR Kultur. Gefördert vom Programm 360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft der Kulturstiftung des Bundes.

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Eintritt: 5 € | für Studierende kostenfrei

Hinweis: Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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