Interkontinentale Museumspartnerschaften als Antwort auf Restitutionsdebatten?
mit Dr. Thomas Laely, Zürich
Ethnologische Museen wurden in den letzten Jahren vermehrt kritisiert, andere Gesellschaften zur Schau zu stellen, ohne deren Angehörige und ihr Wissen einzubeziehen. Das Horten fremden Kulturgutes und die in letzter Zeit aufgekommene Diskussion um Restitutionen erhöhen den Druck der Öffentlichkeit auf die Museen, ihre Geschichte aufzuarbeiten und ihre Praktiken zu überdenken. In diesem Zusammenhang steigt die Bedeutung internationaler Kooperationen mit Museen und Communities des sogenannten Globalen Südens.
Heute geht es für die ethnologischen Museen nicht nur darum, anders auszustellen, sondern auch neue Formen der Kooperation zu erproben. Tragen sich ergänzende Sichtweisen und gekreuzte Blicke zum Wissensaustausch und gegenseitigen Lernen bei? Und wie steht es mit neuen Formen der Vermittlung auch ausserhalb der Museumsmauern? Das Völkerkundemuseum der Universität Zürich und zwei Museen in Uganda – das National Museum in Kampala und das Igongo Cultural Centre in Mbarara – versuchen im fortwährenden Gespräch neue Wege zu erarbeiten. Für die ethnologischen Museen ist das Ziel heute nicht zuletzt Praxiserfahrung im Umgang mit Sammlungen aus kolonialen Kontexten zu erwerben, um sich gemeinsam mit Partnern in den Herkunftsgesellschaften der Sammlungen zu positionieren und sich in die aktuellen Restitutions-Debatten einzubringen.
Der Eintritt ist frei. Im Anschluss lädt das MARKK zu einem kleinen Umtrunk und Austausch ein.
Über den Referenten
Thomas Laely ist Ethnologe und Afrikanist. Seit 2010 Vizedirektor des Völkerkundemuseums an der Universität Zürich, beschäftigt er sich mit Fragen der Museologie, der Geschichte und den Perspektiven ethnologischer Museen, im Moment insbesondere der Möglichkeiten von Kooperationen mit kulturhistorischen Museen in Afrika. Zuvor war er auf dem Gebiet der internationalen Kunstförderung tätig und leitete für die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia die internationale Abteilung.
Museumsgepräche im MARKK
Das MARKK lädt in der Reihe Museumsgespräche Referent*innen ein, die zukunftsweisende Ausstellungsprojekte, Kooperationen und zentrale Diskurse der gegenwärtigen ethnografischen Museumslandschaft vorstellen.