Was ist „Islamische Kunst“?

Buchcover

Vortrag mit Wendy M. K. Shaw, Professorin für Kunstgeschichte der islamischen Kulturen an der Freien Universität Berlin

 

„Museale Sammlungen werfen viele Fragen auf. Diejenigen, die in letzter Zeit am häufigsten gestellt werden, sind die der Provenienz – wer besitzt was, wie und warum. An diesen Fragen habe ich weniger Interesse als an den weiter gefassten: wie gehen wir als moderne Subjekte mit Objekten um? Wie laden wir sie mit Wert auf, wie identifizieren wir uns mit ihnen über Zeit und Ort hinweg und wie nutzen wir sie als Mittel der Kommunikation? In diesem Vortrag spreche ich über Erkenntnisse aus meinem Buch What is “Islamic” Art: Between Religion and Perception (Cambridge University Press, 2019)

Wenn wir die Dinge nach Wissenssystemen organisieren – einschließlich der Logik von Institutionen wie dem Museum, aber auch Kategorien wie Kunst und Ethnographie – begegnen wir ihnen nicht mehr innerhalb ihrer eigenen logischen Systeme.

Hier kommt die Dekolonialität ins Spiel – sie ist ein Versuch, sich zumindest teilweise mit der Welt außerhalb des vorgegebenen kolonialen Rahmens auseinanderzusetzen. Zumindest teilweise, denn der Kolonialismus war bei der Transformation der Welt sehr erfolgreich und es ist ziemlich unmöglich, ihn rückgängig zu machen. Anstatt zu sagen, dass wir uns an diese oder jene Art von Konventionen halten müssen, bin ich eher interessiert daran, wie wir mehrere Arten von Konventionen nutzen können, um mit der Welt in Kontakt zu treten.

Mit dieser Vielfalt der Konventionen endet mein Buch What is “Islamic” Art: Between Religion and Perception (Cambridge University Press, 2019). Es beginnt mit der Frage: Wie können wir ohne das Aufzwingen „moderner“, aus der europäischen Erfahrung abgeleiteter Kategorien – darunter Kunst, Geschichte, Religion, Materialität, Repräsentation und körperlose Subjektivität – mit der Welt umgehen? Wie können wir mit der Welt umgehen ausgehend von der Position eines „vormodernen“ Subjektes islamischer Hegemonialkultur?

Um mich dieser Position anzunähern, habe ich untersucht, wie islamische diskursive Räume – darunter heilige Bücher und Traditionen, Philosophie und Literatur – Wahrnehmung thematisierten. In einer Vielzahl von viel gelesenen und tatsächlich weitgehend übersetzten Texten fand ich Vorstellungen von Sinnen, von Repräsentation, von dem Subjekt, der Natur, der Materialität und des Göttlichen, die sich sehr von den „modernen“ Vorstellungen unterscheiden, die wir von der europäischen Denkweise geerbt haben.“

Wendy M. K. Shaw (Ph.D. UCLA, 1999) ist Professorin für Kunstgeschichte der islamischen Kulturen an der Freien Universität Berlin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind postkoloniale Kunsthistoriographie und dekoloniale Kunstgeschichte der islamischen Welt und des modernen Nahen Ostens. Zu ihren Veröffentlichungen zählen: Possessors and Possessed: Museums, Archaeology, and the Visualization of History in the Late Ottoman Empire (University of California Press, 2003), Ottoman Painting: Reflections of Western Art from the Ottoman Empire to the Turkish Republic (IB Tauris, 2011), What is “Islamic” Art: Between Religion and Perception (Cambridge University Press, 2019) und Loving Writing: Techniques for the University and Beyond (Routledge, erscheint in Kürze).

Bei der Veranstaltung handelt es sich um den Ersatztermin des aufgrund von COVID-19 verschobenen Vortrags vom April 2020.

Diese Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.

Von 16:30-18:30 findet ein Workshop mit Wendy M. K. Shaw und Kurator*innen des MARKK im Zwischenraum statt. Um Anmeldung wird gebeten.

Eine Veranstaltung im Rahmen von MARKK in Motion und mit Unterstützung der „Initiative für Ethnologische Sammlungen“ der Kulturstiftung des Bundes.

Logo Kulturstiftung des Bundes

 

 

Eintritt und Anmeldung

Eintritt frei.

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Der Workshop am Nachmittag ist leider schon ausgebucht, zur Voranmeldung für den Vortrag hier.

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