Blick ins Paradies
Historische Fotografien aus Polynesien
Bananenblätter reflektieren den Sonnenschein, im Hintergrund wächst tropische Vegetation und eine kleine Gesellschaft sucht Zuflucht unter dem dichten Schattendach. Fast verdeckt blicken mehrere Augenpaare in die Kamera. Die Szenerie ruft Bilder ab, die fest im europäischen sowie kolonialen Gedächtnis verankert sind. „Blick ins Paradies – historische Fotografien aus Polynesien“ widmet sich diesen Bildern und versucht, sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten.
Der Einsatz von Fotografien als Reisezeugnissen wird ebenso thematisiert wie die damals entstehende Studiofotografie. So konnten die Aufnahmen in Studios die unterschiedlichsten Ziele verfolgen: Māori nutzten sie zur Aufnahme ihrer Vorfahren, das hawai’ianische Königshaus zur Inszenierung seiner Macht. Europäer:innen verwendeten sie, um Frauen aus den verschiedenen pazifischen Gebieten nach dem Vorbild europäischer Malereien zu inszenieren oder Bilder zur Bewerbung sogenannter „Völkerschauen“ aufzunehmen. Besonders kritisch werden die Fotografien betrachtet, die im Zuge rassenbiologischer Untersuchungen angefertigt wurden.
Weitere Zugänge bieten die Fotobestände der Einzelpersonen Eduard Arning (1855-1936, Mediziner) Otto Finsch (1839-1917, Ethnologe), Carl Emil Scharf (Daten unbekannt, Kaufmann) und Adolf Emil Ohle (c. 1888, Kaufmann). Diese erzählen nicht nur vom individuellen Blick der vier weißen Europäer auf die Region zwischen Hawai’i, Neuseeland und der Osterinsel, sondern auch von den Bedingungen und Folgen transpazifischer Handelsbeziehungen sowie den Auswirkungen damaliger ethnologischer und anthropologischer Überzeugungen. Gleichzeitig verdeutlichen sie auch die teilweise engen Verflechtungen zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und persönlicher Biographie.
Publikation
Köpke, Wulf und Bernd Schmelz (Hg.), 2014: Blick ins Paradies: Historische Fotografien aus Polynesien. Hamburg: Selbstverlag. (Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde Hamburg, NF 46)
Das Projekt zur Erschließung des Fotobestands aus Polynesien wurde gefördert vom Ausstellungsfonds der Freien und Hansestadt Hamburg.