Das Haus Rauru
Meisterwerk der Māori
Versammlungshäuser wharenui haben einen zentralen Stellenwert im Leben der Māori. Sie dienen der Gemeinde als Versammlungsort und als Stätte des Lehrens, Lernens und Debattierens, werden heute aber auch für touristische Kulturveranstaltungen genutzt. Religiöse Rituale können vor oder im Haus stattfinden. Gleichzeitig kommt den Häusern aber auch eine symbolische Funktion zu. So werden sie beispielsweise als metaphorische Darstellung eines Körpers erachtet und dienen als Modell des Māori-Kosmos und der Wissensysteme. All diese Bedeutungsebenen und Funktionen haben zur Identität des Versammlungshauses als Ausdruck des mana – einer übernatürlichen Kraft in einer Person, einem Ort oder einem Gegenstand – beigetragen. Es ist wichtig zu erkennen, dass sich die Bedeutungsebenen des Hauses Rauru nicht verallgemeinern lassen. Jedes Haus verfügt über sein eigenes architektonisches, soziales und spirituelles Grundprinzip, das durch den Anlass der Errichtung geprägt und die anschließende Nutzung erweitert wird. Die vielschichtige Entstehungsgeschichte des Hauses Rauru, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf der Nordinsel Neuseelands mit dem Bauherren Te Waru beginnt , wird in der Ausstellung erzählt.
Jedes wharenui erhält einen eigenen Namen, da es als Verkörperung eines wichtigen Vorfahren gilt. Namenspate für das Haus im Museum am Rothenbaum ist Rauru, der den großen Schnitzer:innenverbänden der Te Arawa, Tanui und Mātaatua als Erfinder der Schnitzkunst gilt. Die wichtigsten Schnitzereien in Rauru bilden, anders als bei anderen Versammlungshäusern, keine spezifischen Vorfahren ab, sondern bekannte mythische Persönlichkeiten aus Pan-Māori-Mythen. Auch die Formen und Farben der anderen Verzierungen besitzen eine Symbolik, so zum Beispiel Plattfische, die einen Überfluss an Nahrung darstellen oder Krebse, blühende Blumen oder metaphorische Gestalten wie den Seestern.
Publikation
Schmelz, Bernd und Wulf Köpke (Hg.), 2012: Das Haus Rauru – Meisterwerk der Māori. Hamburg: Selbstverlag. (Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde, NF 43)
Englische Fassung / English Version: Schmelz, Bernd und Wulf Köpke (Hg.), 2012: The House Rauru – Masterpiece of the Māori. Hamburg: Selbstverlag. (Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde, NF 44)
Mit freundlicher Unterstützung der Te Arawa Neuseelands, des Ausstellungsfonds der Stadt Hamburg und der Freunde des Museums am Rothenbaum e.V.