“I’m an anthropologist, sometimes I occupy things & such.” @davidgraeber

 

Über Schulden, Bullshit Jobs und David Graebers Bedeutung für die Sozial- und Kulturanthropologie

Der unerwartete Tod von David Graebers Ende August 2020 ist der Ausgangspunkt, um über den Einfluss von Graebers Werk für die gegenwärtige Sozial- und kulturanthropologische Forschung in Deutschland sowie seine globale Bedeutung für Aktivist:innen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen nachzudenken. In welchem Verhältnis können Aktivismus, Museum und Wissenschaft stehen und was hat das alles mit Moral zu tun? Die beiden einflussreichsten Werke „Debt – The first 5000 Years“ und „Bullshitjobs“ sollen im Kontext der gegenwärtigen „Corona-Krise“ digital visualisiert, aufbereitet und in Auseinandersetzung mit aktivistischen, künstlerischen und wissenschaftlichen Positionen zu David Graeber gebracht werden.

Als Wissenschaftler und Aktivist verband David Graeber Theorie und aktivistische Praxis miteinander, forschte in Madagaskar und Rojava und schrieb in seinen Arbeiten von einem Kapitalismus, den wir besser verstehen müssen, um ihn und die von ihm ausgehende Gewalt überwinden zu können. Er verband utopisches Denken und Humor mit praktischer politischer und wissenschaftlicher Arbeit und hatte Einfluss auf verschiedene andere Wissenschaften (Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft, Geschichtswissenschaft).

Dabei agierte Graeber weit über den institutionalisierten und oftmals auch bürokratischen Museums- und Wissenschaftsbetriebs seiner Fachcommunity hinaus. Maßgeblich prägte er die Occupy-Wallstreet-Bewegung und auch ihren Slogan: „We are the 99%“ und stand weltweit in Kontakt und Austausch mit Künstler:innen und Aktivist:innen von Hongkong über Rojava bis Athen.

Die Sozial- und Kulturanthropologie als Wissenschaft öffnet nach Graeber das Bewusstsein für die Spannbreite menschlicher Möglichkeiten des Zusammenlebens und der Kooperation und damit für „the ultimate, hidden truth of the world“[1]: alles ist menschengemacht und wenn dem so ist, können wir es auch anders machen.

Die digitale Ausstellung versammelt Soundscapes, Interviews, Text-Collagen, Twitter-Threads, Infografiken, künstlerische Positionen und ausgewählte Objekte aus der MARKK-Sammlung in einem digitalen Raum. Sie bringt David Graebers Werk mit einer musealen Arbeit an einer anderen Gegenwart zusammen.

[1] Aus: David Graeber, The Utopia of Rules: On Technology, Stupidity, and the Secret Joys of Bureaucracy (2015)

 

AUS DER AUSSTELLUNG

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