Pura Sangga Bhuwana – „Säule des Kosmos“ Tempel des Hindu-Dharma

Bitte zeigen Sie Respekt, indem Sie die geweihte Anlage nur betreten, wenn Sie beten möchten.

Tempelfest 2010
Tempelfest 2010
Tempel des Hindu-Dharma
Tempel des Hindu-Dharma
Tempelfest 2010
Tempelwächter
Tempel des Hindu-Dharma

 

2009 errichtete der Baumeister Nyoman Artana, unterstützt von zahlreichen Helfer:innen, auf dem Plateau vor dem Museum eine kleine balinesische Tempelanlage. Der geweihte Bezirk mit den beiden Steinskultpuren öffnet sich ohne Dach dem Himmel und lädt die Götter dazu ein, auf Schreine und Steinsitze herabzusteigen.

 

 

 

Gemäß der hinduistischen Tradition Balis wurde der Tempel am 22. Mai 2010 (Kuningan) geweiht durch den Brahmanenpriester Ida Bhagawan Dwija. Bei seiner Einsegnung erhielt er den Namen: Pura Sangga Bhuwana – Säule des Kosmos. Er dient seither Mitgliedern der balinesischen Gemeinde in  Hamburg als Andachtsort.

 

 

Padmasana: Der Steinsitz/Lotosthron

 

Das zentrale Heiligtum der Anlage bildet der in Gestalt eines erhöhten Thrones aus Stein gearbeitete Schrein. Er repräsentiert den Lotosthron der allumfassenden universalen Gottheit Ida Sang Hyang Widhi Wasa, in der letztlich alle anderen Götter und Göttinnen (Dewa / Dewi) ihren Ursprung haben, bzw. als deren Erscheinungsformen auftreten.

Der Aufbau des Steinthrons mit seinen drei Ebenen ist Abbild des dreigeteilten Kosmos. Er entspricht dem grundlegende Raum- und Erfahrungskonzept des balinesischen Hinduismus, das die Welt in Unterwelt (Bhur Loka), Menschenwelt (Bwah Loka) und Götterwelt (Swah Loka) gliedert. Die Welt im Kleinen gilt immer als Spiegelbild der Welt im Großen und die Aufgabe des Menschen besteht darin, zum harmonischen Ausgleich zwischen diesen Welten beizutragen.

Der Sockel des Steinsitzes wird von der Weltenschildkröte Bedawang Nala gebildet. Sie gilt als Garant von Sicherheit, Stabilität und langem Leben. Deutlich erkennbar sind der Kopf der Schildkröte und die vier nach außen gestreckten Beine. Sie wird von zwei Schlangenwesen (Nagas) in Position gehalten: Naga Basuki und Naga Anantaboga winden ihre geschlängelten Köper fest um die Schildkröte, um das Beben der Erde zu verhindern.

Schildkröte und Schlange versinnbildlichen die Unterwelt, auf der die Welt der Menschen aufbaut. Sie stehen für die materielle Basis allen Lebens, wobei die beiden Nagas auch als Manifestationen von Brahma und Vishnu gedeutet werden können.

Die mittlere Ebene ist die Menschenwelt, hier dargestellt in Form von stark abstrahierten Motiven aus der Vegetation. Den Abschluss bildet die Götterwelt, repräsentiert durch den Thron für Ida Sang Hyang Widhi Wasa, zu dessen Füßen erneut eine Naga dargestellt ist:
Naga Taksaka gilt als Manifestation Shivas, so dass in der Gesamtheit der Skulptur letztlich wieder die als Trimurti bekannte Einheit der kosmischen Aspekte von Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung/Umwandlung – versinnbildlicht durch die göttlichen Manifestationen von Brahma, Vishnu und Shiva greifbar wird. Die Rückenlehne des Thrones ziert Acyntia – die symbolische Darstellung der allumfassenden einen Gottheit, die sich menschlicher Vorstellungskraft entzieht.

Auf der Rückseite des Monuments befinden sich zwei weitere erhaben abgesetzte Figuren: zum einen Vishnu auf Garuda reitend und darüber ein kleiner graziler Schwan/Gans als Symbol für Weisheit, Reinheit und Klugheit – auch bekannt als Reittier der Sarasvati. Die Erscheinungsform dieser weibliche Kraft (Shakti) bildet das Pendat zu Brahma.

Garuda/Vishnu als Mischwesen aus Adler und Mensch spielt in zahlreichen Überlieferungen Indonesiens eine wichtige Rolle. So gilt er als Götterbote, der den Menschen die göttlichen Ratschlüsse überbringt, und Erzfeind aller Schlangen.

Neben der Padmasana-Skulptur steht eine weitere kleinere Steinskulptur – Taksu genannt. Sie ist der Wächter des Ortes.

Wächter des Tempels

 

Den Zugang zu unserem Tempel-Plateau flankierten zwei Wächterfiguren, von denen eine 2019 durch Vandalismus zerstört wurde. Seither steht leider nur noch eine dieser Figuren auf ihrem Sockel.

Um ihren Unterleib ist ein kariertes Stofftuch gewickelt, das eine Musterbordüre zeigt, die unter anderem auch ein Symbol beinhaltet, das in Deutschland durch das Unrechtsregime des Nationalsozialismus als Hakenkreuz ideologisch vereinnahmt und missbraucht wurde.

Grundsätzlich ist dieses Symbol – in Anlehnung an Sanskrit meist als Swastika bezeichnet – allerdings weitaus älter, in weiten Teilen Eurasiens verbreitet und mit einer Vielzahl von Kontexten und Bedeutungen verwoben.

In verschiedenen Ausprägungen von Hinduismus und Buddhismus hat es auch heute einen festen Platz im religiösen Leben. Hier wird es zumeist als Glück bringendes, heiliges Symbol angesehen, das Übel fernhalten soll. Entsprechend findet es sich u.a. an Halsketten, auf Behältern für Opfergaben oder Tüchern.

In diesen Kontext gehört auch der bedruckte Stoff der Wächterfigur.

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