Provenienzforschung

Handelsnetzwerke als Basis des kolonialen Ethnografica-Vertriebs Westafrikas und Ozeaniens und Beschaffer von Sammlungsgut für das Hamburger Museum für Völkerkunde (1860-1920)

Das Forschungsprojekt widmet sich den Provenienzen früher Sammlungskonvolute des Museums am Rothenbaum (MARKK), die in Zusammenhang mit den internationalen Netzwerken der Hamburger Kaufmannschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts stehen. Im ersten Projektjahr wurden Herkunft und Erwerbungsumstände signifikanter Sammlungsbestände aus Westafrika untersucht. In den zwei folgenden Jahren soll Gleiches für im Handelskontext erworbene Ethnografica aus Ozeanien in den Sammlungen des MARKK geschehen, um deren Zusammenhang mit kolonialen Unrechtskontexten zu eruieren.

Im ersten Jahr konzentrierte sich die Untersuchung vor allem auf jene Bestände, die sich aufgrund ihrer Objektzusammensetzung und durch ihren Zusammenhang mit dem Welthandel des ausgehenden 19. Jahrhunderts besonders dafür eigneten, zugrundeliegende Strukturen aufzuzeigen und weiterführende Zugänge der Erschließung zu entwickeln. Ein Großteil der bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ins MARKK gelangten Westafrika-Bestände stammt entweder von Familienangehörigen bedeutender Handels- und Schifffahrtsunternehmen oder von bis dahin unbekannten Individuen, von denen im Museumsinventar teils nur ein Name verzeichnet war. Insbesondere diese Personen standen im Fokus der ersten zwölf Monate des Forschungsprojekts. Neben der zeitgeschichtlichen Kontextualisierung der Erwerbungsumstände war hierbei die Schaffung eines ausbaufähigen Referenzrahmens für die weiterführende Provenienzforschung am MARKK sowie anderen deutschen Museen Ziel des Projekts.

Daran anknüpfend sollen in den kommenden zwei Jahren in Erweiterung des geografischen Rahmens Sammlungen aus Ozeanien mit Schwerpunkt auf den ehemaligen deutschen Kolonialgebieten näher betrachtet werden. Auch hier bildet der historische Kontext den Ausgangspunkt für die Erforschung der Bestände, die das ehemalige Museum für Völkerkunde über Transaktionpartner aus dem Umfeld der Hamburger Firmen und Handelsunternehmen, wie beispielsweise „Hernsheim & Co.“ oder die sog. „Jaluit-Gesellschaft“ bezog.

Die Ergebnisse des um zwei Jahre verlängerten Forschungsprojekts werden in die neue Dauerausstellung des MARKK einfließen, in der die Verbindung der Sammlung mit dem Hamburger Welthandel und die hierzu durchgeführte Provenienzforschung eine wichtige Rolle spielen. Darüber hinaus werden die Forschungsergebnisse auf der Website des Museums sowie in verschiedenen Portalen der kolonialen Provenienzforschung ausgespielt. Angedacht ist zudem eine Veröffentlichung der Resultate im Rahmen einer vom Museum herausgegebenen wissenschaftlichen Publikation. Abhängig vom Ergebnis der Recherchen zu den Erwerbungsumständen der jeweiligen Sammlungsgegenstände sind gemeinsame Schritte (zum Beispiel Restitutionen) in Kooperation mit Partner:innen vor Ort zu planen.

Projektlaufzeit: 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2023

Gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste

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