Mellon Foundation unterstützt Ausbau von Digital Benin mit Millionenförderung

Hamburg, 23. November 2023
Dank einer Förderung durch die US-amerikanische Mellon Foundation in Höhe von 2,6 Millionen Euro wird die Wissensplattform Digital Benin künftig zu einem Open Source Werkzeug ausgebaut, das weltweit weiteren Plattformen zur Erfassung kulturellen Erbes zur Verfügung steht.

Prof. Barbara Plankensteiner, Direktorin des Museums am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK) in Hamburg, stellte als Initiatorin gemeinsam mit den Projektbeteiligten aus Benin City, Frankreich, Österreich und den USA im November 2022 Digital Benin der Weltöffentlichkeit vor. Auf der Plattform digitalbenin.org sind seither die im späten 19. Jahrhundert geraubten und weltweit zerstreuten Kunstschätze aus dem Königreich Benin dokumentiert und für eine breite Öffentlichkeit zugänglich. 131 Museen und Institutionen aus 20 Ländern wirkten mit 5.246 eingestellten Objekten daran mit. Projektpartner in Nigeria ist das Institute for Benin Studies mit Prof. Dr. Kokunre Agbontaen-Eghafona.

Prof. Barbara Plankensteiner: „Dank der großzügigen Förderung der Mellon Foundation kann der modellhafte Charakter, den die Plattform Digital Benin besitzt, für viele weitere Sammlungs- und Wissenskontexte in der ganzen Welt genutzt und zu einem bedeutenden Werkzeug für künftige Forschung ausgebaut werden. Wir haben seit dem Launch von Digital Benin viele Anfragen von Wissenschaftler:innen und  Akteur:innen erhalten, die weltweit in Museen verstreute Objektbestände und archivalische Zeugnisse von ehemals kolonisierter Gesellschaften digital zusammenführen und für die Forschung zugänglich machen möchten. Dies soll nun leichter realisiert werden und wird künftig erweiterte Möglichkeiten der Zugänglichkeit und neue Forschungshorizonte im Bereich des kulturellen Erbes eröffnen.“

Von 2020 bis 2023 förderte die Ernst von Siemens Kunststiftung die innovative Wissensplattform Digital Benin mit über 1,5 Mio. Euro. „Das Vertrauen in die ambitionierte digitale Zusammenführung der Schätze des historischen Königreichs Benin hat sich absolut ausgezahlt“, freut sich Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung. Auch die Gerda Henkel Stiftung förderte Digitalisierungsmaßnahmen in Nigeria im Rahmen von Digital Benin bereits mit 25.000 Euro.

Im Dezember 2023 startet die neue von der Mellon Foundation geförderte Projektphase mit den 7 Mitgliedern des Kernteams in einer internationalen Kollaboration zwischen Dr. Anne Luther, Osaisonor Godfrey Ekhator-Obogie, Eiloghosa Obobaifo, Dr. Felicity Bodenstein, Ermeline de la Croix, Imogen Coulson, Dimitri Muller und Studio Calibro.

Die Mellon Foundation ist der größte Förderer von Kunst und Geisteswissenschaften in den Vereinigten Staaten. Die Stiftung hat ihren Sitz in New York und koordiniert die Vergabe von Fördermitteln auf sechs Kontinenten. Nähere Informationen unter mellon.org.

Für die bisherigen Errungenschaften und die innovativen Ansätze wurde das Projekt Digital Benin zudem am 22. November 2023 in London mit dem renommierten „Apollo Award for Digital Innovation of the Year 2023“ ausgezeichnet.
Weitere Presseinformationen zur Wissensplattform Digital Benin, zur Förderung durch die Mellon Foundation und zum Apollo Award unter https://markk-hamburg.de/presse/    


Mit großzügiger Unterstützung von                    


Ausgerichtet von      


In Zusammenarbeit mit  
 

Digital Benin ist Preisträger des „Apollo Award for Digital Innovation of the Year 2023“.

Pressekontakt Sarah Khan-Heiser, Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Museum am Rothenbaum Kulturen und Künste der Welt (MARKK)
Telefon: +49 (0)40 428 879-548, +49 (0)163 4626834
E-Mail: presse@markk-hamburg.de
Download: https://markk-hamburg.de/presse/  

Hintergrundinformation

 

DIGITAL BENIN
Mellon Foundation unterstützt Digital Benin mit Millionenförderung
Bisherige Errungenschaften von Digital Benin – gefördert durch die Ernst von Siemens Kunststiftung

 

digitalbenin.org ist eine digitale Plattform, die alle identifizierten historischen Objekte aus Sammlungen auf der ganzen Welt vereint, um einen Überblick über die königlichen Artefakte aus dem Königreich Benin zu geben, die im späten neunzehnten Jahrhundert geplündert wurden. Digital Benin verknüpft die Objekte und ihre Daten mit historischen Fotografien und reichhaltigem Dokumentationsmaterial und ermöglicht nicht nur allen interessierten Edo in Nigeria und in der weltweiten Diaspora, sondern auch Wissenschaftler:innen und der interessierten Öffentlichkeit, sich einen Überblick über das kulturelle Erbe zu verschaffen und neue Erkenntnisse zu gewinnen.

In den vergangenen drei Jahren hat ein internationales Forschungs- und IT-Team, bestehend aus neun aktuell für das Projekt tätigen und fünf ehemaligen Mitgliedern, fünf leitenden Wissenschaftler:innen und zehn Berater:innen aus Nigeria, Europa und den USA mit über 131 Institutionen in 20 Ländern zusammengearbeitet, um das reiche Kulturerbe Benins digital zusammenzuführen. Diese erste Projektphase wurde von der deutschen Ernst von Siemens Kunststiftung mit 1,5 Mio. Euro und von der Gerda Henkel Stiftung mit 25.000 Euro großzügig gefördert.

Digital Benin wird vom Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK) in Hamburg betrieben und arbeitet mit dem Institute for Benin Studies (IBS) in Benin City, Nigeria, zusammen. Das MARKK (gegründet 1871) ist das zweitgrößte Museum für Weltkulturen und Künste in Deutschland. Es fördert die Wertschätzung und das Wissen um die Kulturen und Künste der Welt. Durch Ausstellungen, Veranstaltungen und Forschung bietet es Raum für kulturelle Begegnungen und kritische Reflexion. Gegründet in einer Zeit des kolonialen Machtungleichgewichts, will das Museum heute traditionelle Gewissheiten in Frage stellen und durch Kooperation und in einer Atmosphäre von Respekt, Offenheit und Empathie zur Weltbürgerschaft ermutigen.

Das Institute for Benin Studies (IBS), eine Partnerinstitution von Digital Benin mit Standort in Benin City, ist eine eingetragene gemeinnützige Nichtregierungsorganisation, die sich der Forschung und der Dokumentation der Geschichte, der Kultur und der ethischen Werte von Edo-sprachigen Menschen im Besonderen und Nigerias im Allgemeinen widmet. Das IBS brachte Digital Benin mit einem ausgedehnten Netzwerk innerhalb der Edo-Gemeinschaft in Nigeria und der Diaspora für Forschungszwecke zusammen, deren Resultate in die Plattform eingearbeitet wurden. Mitglieder der Gemeinschaft vermittelten Expert:innen zur Geschichte, Anthropologie, Linguistik und weitere für die Erforschung der Benin-Objekte relevanten Bereiche. Die Unterstützung der Expert:innen in Benin City ist an die Ressourcen des IBS gebunden. Das IBS ist die einzige öffentlich zugängliche gemeinnützige Einrichtung, die es allen Interessierten (aus Wissenschaft und Öffentlichkeit) ermöglicht, über die Geschichte und Kultur Benins zu forschen und sich zu informieren.

Digital Benin ist ein Prototyp für die datenbasierte Forschung in Museen weltweit. Bis Juni 2022 erhielt das Projektteam von Digital Benin digitales Material von 131 Institutionen aus 20 Ländern, darunter über 400 Datensätze und mehr als 12.000 2D- und 20 3D-Bilder. Das Projektteam erstellte einen sprachlich vereinheitlichenden Index, der alle Daten miteinander verbindet und neue Möglichkeiten für die internationale Verknüpfung von Museumsdaten eröffnet. Digital Benin zeigt das Potenzial neuer Werkzeuge zur Entwicklung innovativer Strategien in der Vernetzung institutioneller Forschung. Diese einzigartige Form der Übertragung von Daten aus 20 Ländern weltweit mit gleichzeitigem Erhalt der ursprünglichen Datenstruktur ermöglicht die Entwicklung von Werkzeugen und Forschungsergebnissen, von denen digitale Projekte im Bereich des kulturellen Erbes weltweit profitieren können.

Gleichzeitig bildet die digitale Plattform ein Online-Archiv, das sich ständig weiterentwickelt: Digital Benin dokumentiert umfassend die bekannten historischen Benin-Objekte, die Ende des 19. Jahrhunderts geraubt wurden und sich heute in Museen in Nigeria und im Ausland befinden. Zum ersten Mal seit über 125 Jahren ist es möglich, die Objektgruppen in der ursprünglichen Edo-Sprache zu durchsuchen. Dies wiederum leistet einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung und Verbreitung von Wissen über ein einzigartiges Kapitel afrikanischer Kunst- und Kulturgeschichte. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten für neuartige Projekte der Objektforschung, zu ihrer Ikonographie, ihrer Verwendungskontexte oder ihrer Provenienz. Die Zusammenführung dieser Objekte auf einer digitalen Plattform ermöglicht also neue und überraschende Einsichten.

Erweiterung gefördert durch die Ernst von Siemens Kunststiftung mit Unterstützung
der Gerda Henkel Stiftung (2022-2023)

Bis Ende November 2023 wird Digital Benin ein Archiv und interaktive Beiträge zur Oral History aufnehmen. Ein Online-Archiv wird als zentrale Erweiterung des Objektkatalogs den Zugang zu 4.939 Dokumenten in 46 Institutionen ermöglichen. So, wie die historischen Benin-Objekte über Institutionen auf der ganzen Welt verstreut sind, sind es auch die entsprechenden Archivmaterialien. Obwohl sie nicht vollständig sind, identifizierte und wählte Digital Benin die wichtigsten Archivalien für die Erforschung der historischen Objekte und der Geschichte des Königreichs Benin aus und führte sie zusammen. Visuelle Recherchetools ermöglichen es den Nutzer:innen, Provenienznamen, in Archivalien erwähnte Objekte und weiteres mehr zu erforschen. In interaktiven Videos werden die speziellen Funktionen und Bedeutungen historischer Objekte aus dem Königreich Benin zur Dokumentation von Überlieferungen und historischen Ereignissen erläutert. Objekte, auf die in den Videos verwiesen wird, sind miteinander verknüpft, um verschiedenste Aspekte der Benin-Überlieferungen und historischer Abläufe genau zu vermitteln.

Digital Benin hat 2023 mit einem Team aus Fotografen, Museumsmitarbeitenden und Forscher:innen über 300 historische Objekte im NCMM in Lagos und Benin fotografiert. Die Bilder werden in den Katalog auf Digital Benin aufgenommen. Mehr als 23 Institutionen haben seit dem Launch der Plattform neue oder überarbeitete Daten an Digital Benin übermittelt.

Verlängerung gefördert durch die Mellon Foundation (ab Dezember 2023)

Kein anderes digitales Museumsprojekt vereint mehr als 400 Datenstrukturen im Originalformat von 131 Institutionen in 20 Ländern. Dieses Projekt hat auch wesentlichen Einfluss auf andere globale digitale Museumsprojekte, weil diese einzigartige Datensammlung die Entwicklung neuen Wissens und neuer Softwaretools im internationalen Museumskontext ermöglicht. Die Verlängerung des Projekts von 2023 bis 2026 hat folgende Ziele (1) Ausbau von Digital Benin als nachhaltiges und zugängliches Online-Archiv von Objekten und zugehörigem Dokumentationsmaterial – historische Fotografien, Dokumente, lokales Wissen – (der Großteil wurde in den ersten drei Jahren des Projekts gesammelt), (2) die Konzeption und Durchführung neuer Forschung, die erst jetzt auf der Grundlage der Datenerfassung und des generierten Online-Archivs möglich ist, und (3) die Entwicklung neuer öffentlich zugänglicher Software-Tools und Richtlinien für den Bereich des kulturellen Erbes. Digital Benin plant die Entwicklung von Open-Source-Tools für weitere Projekte im Bereich des digitalen kulturellen Erbes, um dem Bedürfnis vieler Gemeinschaften nachzukommen, eine Datenplattform wie Digital Benin aufbauen zu können, die eine Rekontextualisierung von Objekten in der Kultur ihrer Ursprungsorte stärkt und ermöglicht. Für die Verlängerung erhielt Digital Benin eine Fördersumme von 2,6 Mio. Euro für drei Jahre und wird im Dezember 2023 beginnen.

Die Mellon Foundation

ist der größte Förderstiftung von Kunst und Geisteswissenschaften in den Vereinigten Staaten. Die Mellon Foundation unterstützt seit 1969 Projekte in den Bereichen Hochschulbildung, Geisteswissenschaften, Kunst, Kulturerbe und Konservierung. Mit ihrem Engagement für soziale Gerechtigkeit, das sich durch die gesamte Fördertätigkeit zieht, verfolgt die Stiftung das Ziel, gerechte Gemeinschaften zu schaffen, die durch Sinnhaftigkeit bereichert und durch kritisches Denken gestärkt werden und in denen Ideen und neue Vorstellungen gedeihen können. Die Stiftung hat ihren Sitz in New York und koordiniert die Vergabe von Fördermitteln auf sechs Kontinenten. Sie verfügt derzeit über ein Stiftungsvermögen von 8,1 Mrd. Dollar und ein Budget von 550 Mio. Dollar für die Vergabe von Fördermitteln im Jahr 2023 und hat seit ihrer Gründung mehr als 18.680 Stipendiat:innen unterstützt. Weitere Informationen unter mellon.org.

Zusätzliche Auszeichnung durch den „Apollo Award for Digital Innovation of the Year 2023“

Das 1925 gegründete und monatlich erscheinende Apollo Magazin ist eine der weltweit ältesten und angesehensten Zeitschriften für bildende Kunst. Es deckt von Antiquitäten bis zu zeitgenössischen Werken alles ab und bietet ausführliche Diskussionen über die neuesten Kunstnachrichten und -debatten, exklusive Interviews mit den weltbesten Sammler:innen und Künstler:innen, Expertise über den Markt, maßgebliche Anleitungen zum Sammeln, sowie Rezensionen und Vorschauen auf Ausstellungen weltweit.

Mit den Apollo Awards werden außergewöhnliche Leistungen in der Kunst- und Museumswelt gewürdigt und bemerkenswerte Arbeiten von Einzelpersonen und Institutionen sowohl im historischen als auch im zeitgenössischen Bereich ausgezeichnet. Seit der Einführung der Awards im Jahr 1992 hat Apollo Führungskräfte in diesem Sektor gefördert und herausragende Persönlichkeiten ausgezeichnet.

Zu den Kategorien der Apollo Awards gehören: Persönlichkeit des Jahres, Künstler:in des Jahres, Museumseröffnung des Jahres, Buch des Jahres und Erwerbung des Jahres. Der Preis für die digitale Innovation des Jahres wird an eine Person oder eine Organisation verliehen, die sich die digitale Technologie zunutze macht, um den Zugang zu oder das Wissen über Kunst zu verbessern. Weitere Informationen unter https://www.apollo-magazine.com/digital-innovation-shortlist-apollo-awards-2023/.

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