Restitutionsprojekte

Rückgabe zweier Grabwächterfiguren an Korea

Gruppenbild Rückgabe der Grabwächterfiguren

Das Museum am Rothenbaum (MARKK) verabschiedete sich am Dienstag, 19. März 2019 von zwei Grabwächterfiguren, die an die Republik Korea restituiert wurden. Die Figuren befanden sich seit 1987 in der Sammlung des Museums und sind in den Bestand des National Folk Museum of Korea übergegangen. Bis zum 17. März 2019 waren die Figuren in der Ausstellung „Uri Korea – Ruhe in Beschleunigung“ zu sehen, in der auch ihr Erwerbskontext thematisiert wurde.

Die Figuren stellen Zivilbeamte der Joseon-Dynastie dar. Sie wurden vermutlich im 19. Jahrhundert aus Stein gefertigt und wachten ursprünglich über die Ruhe des Grabes einer hochgestellten Person. Während der Ausstellungsvorbereitungen für „Uri Korea – Ruhe in Beschleunigung“ brachten die Recherchen der Kuratorin Dr. Susanne Knödel den illegalen Erwerbskontext der Figuren zutage, der daraufhin an die koreanischen Behörden gemeldet wurde. Als Anfang 2017 das offizielle Restitutionsanliegen eintraf, wurde vereinbart, die Figuren noch bis zu Ihrer Rückführung in der mit dem National Folk Museum of Korea gemeinsam kuratierten Ausstellung „Uri Korea“ mit Erläuterungen ihrer Erwerbsgeschichte auszustellen.

Prof. Dr. Barbara Plankensteiner, Direktorin des MARKK: „Dieser Fall führt uns vor Augen, dass bis vor kurzem die illegale Ausfuhr von historischem Kulturgut als Kavaliersdelikt gesehen wurde und ein Unrechtsbewusstsein meist nicht vorhanden war. In diesem Zusammenhang müssen wir Museumsleute uns auch selbstkritisch hinterfragen. Noch im späten 20. Jahrhundert wurden in Museen die Quellen und Ausfuhrbedingungen von erworbenen Kunstwerken nicht hinterfragt oder überprüft. Inzwischen ist es allgemeiner Standard die Herkunft von Sammlungszugängen zu erkunden und auch wir halten uns an die UNESCO-Konventionen bezüglich illegal exportierten Kulturguts. Wir freuen uns, dass wir diesen Fall aufklären konnten und dass Korea die beiden wertvollen Werke zurückerhält. Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt, der die langjährige Zusammenarbeit unseres Museums mit den koreanischen Kollegen festigt und fortführt.“

Wie genau die beiden Figuren in den Kunsthandel gerieten, ist nicht sicher belegt. Während des wirtschaftlichen Aufschwungs der Republik Korea in den 70er Jahren wichen jedoch zahlreiche Familiengräber neuen Bauten. Dabei gelangten dazugehörige Wächterfiguren in den Handel, obwohl sie bereits unter das Gesetz zum Schutz von Kulturgütern fielen. Ein deutscher Käufer erwarb die beiden Figuren 1983 und brachte sie in einem Umzugscontainer versteckt nach Deutschland. 1987 wurden sie vom MARKK angekauft. Welche Informationen zu diesem Zeitpunkt über die Provenienz der Werke vorlagen, lässt sich nicht mehr feststellen.

Die Koreasammlung des Museums besteht aus über 2700 Objekten. Sie wurde seit 2014 im Rahmen des Forschungsprojektes des National Research Institute of Cultural Heritage (NRICH) mithilfe zahlreicher Experten aus verschiedenen koreanischen Museen und Forschungseinrichtungen untersucht. Zeitgleich mit der Eröffnung der Ausstellung „Uri Korea“ veröffentlichte NRICH einen Katalog, der rund zwei Drittel dieser Sammlung umfasst. Die Untersuchung der übrigen Objekte steht nach Abschluss der laufenden Inventur noch aus.

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