Forschungsprojekt „Kolorierte Landkarten“

Ausschnitt aus einem teilkolorierten Holzblockdruck aus der Sammlung Gottsche

Zu den Sammlungen des MARKK gehören zahlreiche kolorierte Landkarten aus Ostasien, namentlich aus Japan, Korea und China. Sie sind zurzeit Gegenstand des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojektes “Kolorierte Landkarten“, an welchem neben dem MARKK das Hanseatische Wirtschaftsarchiv und die Universität Hamburg, vertreten durch das Centre for the Study of Manuscript Cultures und das Mineralogische Museum, CeNak beteiligt sind.

Im Fokus des Forschungsprojektes steht die Untersuchung kolorierter Landkarten aus dem europäischen und ostasiatischen Raum. Ziel des Forschungsprojektes ist es, weitreichende Informationen über die für die Kolorierung von Landkarten verwendeten Farbstoffe zu gewinnen, aber auch über die Bedeutung und Funktion von Farben auf Landkarten: Welche Farben wurden genutzt? Welche Rohstoffe wurden für die Herstellung der Farben benötigt und woher stammten sie? Welche individuellen Kolorierungen weisen die Karten des MARKK auf? Welche Bedeutungen wurde bestimmten Farben auf Karten zugeschrieben? Wer nahm die Kolorierungen vor? Diesen Fragen wird mittels geisteswissenschaftlicher sowie naturwissenschaftlicher Methoden nachgegangen. Zu den naturwissenschaftlichen nicht-invasiven Methoden gehört u.a. der Einsatz von Röntgenfluoreszenz, Raman-Spektroskopie sowie Infrarot.

Ein Großteil der aus Japan und Korea stammenden Karten im MARKK wurden im 19. Jh. von dem Geologen und Mineralogen Prof. Dr. Carl Christian Gottsche (1855-1909) während seines langen Aufenthaltes in diesen Regionen gesammelt. Zu dieser Sammlung gehört u.a. ein teilkolorierter Holzblockdruck aus dem frühen 19. Jh., in welchem die einzelnen Provinzen Koreas nach dem Prinzip der chinesischen „5 Elemente Lehre“ koloriert wurden, wonach das Zentrum gelb, der Osten grün bzw. blau, der Süden rot, der Westen weiß und der Norden schwarz dargestellt werden (momentan in der Uri Korea Ausstellung zu sehen).

Erste Untersuchungen der Pigmente auf den Karten im MARKK zeigen, dass bestimmte organische Farbstoffe wie beispielsweise Indigo auf ostasiatischen Karten sehr häufig zu finden sind – im Gegensatz zu den untersuchten europäischen Karten. Das gilt auch für einzelne giftige Arsensulfide wie Auripigment und das Quecksilbersulfid Zinnober, welche für gelbe und rote Kolorierungen in Ostasien über einen längeren Zeitraum zum Einsatz kam. Auf koreanischen Karten aus dem 19. Jh. konnte das im frühen 18. Jh. in Berlin synthetisch hergestellte „Berliner Blau“ nachgewiesen werden – ein Zeichen für den weitreichenden Handel mit diesem Farbstoff bzw. des für seine Produktion notwendigen Wissens. Auf einer japanischen Karte haben wir eine Farbe gefunden, die zeitlich nicht zu passen scheint. Das wirft spannende Fragen auf: Ist die Karte eine spätere Kopie? Wurde die Farbe in Japan bereits früher entwickelt und dann in Europa noch einmal erfunden? Oder wurde die Karte einfach zu einem späteren Zeitpunkt mit einer “neuen“ Farbe restauriert?

Mit der engen Zusammenarbeit von Geistes- und Naturwissenschaftlern aus Geschichte, Regionalgeschichte und Materialwissenschaft strebt der Forschungsverbund an, ein historisch und analytisch möglichst umfangreiches Bild kolorierter Karten zu erstellen sowie Methoden zur Restaurierung und Archivierung zu erweitern und zu spezifizieren. Mit den Forschungen soll unter anderem die Frage beantwortet werden, inwiefern ein Wissenstransfer in Bezug auf Kolorierungen und Kolorierungstechniken zwischen Europa und Asien und innerhalb dieser Regionen stattfand.
Die Untersuchungen der Kartensammlung im MARKK werden von der Regionalwissenschaftlerin Dr. habil Diana Lange durchgeführt.

Das Projekt wurde im August 2021 vorläufig abgeschlossen. Die Projektergebnisse sind noch bis Mai 2022 in der Ausstellung „Farbe trifft Landkarte“ zu sehen.

In Kooperation mit der Commerzbibliothek Hamburg, der Universität Hamburg sowie dem Centrum für Naturkunde Hamburg
Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF






 

Kontakt Projektergebnisse::
Dr. Diana Lange
mail diana.lange@uni-hamburg.de

Kontakt Ausstellung:
Dr. Susanne Knödel
mail susanne.knoedel@markk-hamburg.de

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